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Ist das autonome Fahren die Lösung für den andauernden  Lkw-Fahrermangel? Das Thema ist einer der richtungsweisenden Trends der Automobil-und Fahrzeugindustrie. Auch für die Logistik sowie die Entsorgungsbranche kann der technische Fortschritt in diesem Bereich von großer Bedeutung sein. Damit vollautomatisierte Fahrzeuge auf öffentlichen Straßen fahren können, sind allerdings noch einige, technische Herausforderungen zu lösen.

Atomisierte Lkw auf öffentlichen Straßen: Derzeit testet der Logistikkonzern DB Schenker zwei MAN-Lastwagen regelmäßig auf der Autobahn. Mit Hilfe von Fahrassistenzsystemen und digitaler Vernetzung fahren die teilautomatisierten Lkw-Flotten seit dem 25. Juni 2018 auf der A9 zwischen München und Nürnberg. 

Im sogenannten Platooning fahren die Lkw in einem Abstand von zehn bis 15 Metern hintereinander her. Den vorderen Lastwagen lenkt ein Fahrer, den hinteren ein Computer. Da der Computer schneller reagiert als ein menschlicher Fahrer, soll die Sicherheit damit erhöht werden. Zudem soll das Platooning ökonomische Vorteile bringen, da das Fahren im Windschatten 10% Sprit einspare (circa drei Liter Diesel auf 100 Kilometer).

Ab Anfang August werden die Kolonnen daher täglich bis zu drei Fahrten durchführen und dabei mit Stückgut wie Maschinenteilen, Getränken oder Papier beladen sein. „Der Straßengüterverkehr startet damit in seine automatisierte und vernetzte Zukunft. Wir bringen die Technik von morgen auf die Straße von heute, erproben das intelligente Zusammenspiel von Mensch, Maschine und Material“, sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer bereits anlässlich der Einweihung des Projektes. Dies verändere auch das Berufsbild des Fahrers: „Der Lkw-Fahrer kann  zur modernen Logistikfachkraft im Digital-Truck werden“, so Scheuer.

Ermöglicht wurde das Platooning-Projekt u.a. durch die Kooperation von MAN Truck & Bus und DB Schenker. Derzeit wird die eingesetzte Technik für den Logistikeinsatz weiter verbessert, indem Systemsicherheit, Kraftstoffverbrauch und Platzauslastung geprüft und optimiert werden sollen.

Bereits 2016 schickten die Lkw-Hersteller Daimler, MAN, Scania, Volvo, DAF und Iveco sechs autonom fahrende Lkw-Kolonnen aus ganz Europa in die Stadt Rotterdam. Die zukünftige Herausforderung besteht nun darin, verschiedene Lkw-Marken in einem gemeinsamen Konvoi fahren zu lassen, denn derzeit gibt es noch keine einheitliche Kopplung. Trotz der technischen und noch zu lösenden Herausforderungen ist das Platooning-Projekt ein wichtiger Schritt zur Automatisierung und Digitalisierung von Nutzfahrzeugen.

Automatisierte Lkw auf dem Betriebsgelände von Logistikzentren

Neue, innovativen Technologien und Prozesse zur Automatisierung befinden sich derzeit auch bei einem großen deutschen Forschungsinstitut in der Entwicklung: Auf abgegrenztem Betriebsgelände hat das Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI automatisierte LKW getestet. Gemeinsam mit Partnern aus der Industrie hat das Fraunhofer Institut das Projekt „AutoTruck“ ins Leben gerufen. Die Ergebnisse des Projektes beeinflussen auch die Forschungen für autonomes Fahren im normalen Straßenverkehr. Dies gelte im Besonderen für die Regelalgorithmen, die Hinderniserkennung, die Ortungslösung sowie die Kommunikation zwischen Lkw und Infrastruktur. Dennoch seien auch hier noch einige technische Fragen offen.

Das Projekt „AutoTruck“ soll den Warenumschlag in den Logistikzentren und auf Betriebshöfen ökonomischer und sicherer machen: Das Befahren des Fahrzeuges bis zu Laderampe nach der Ankunft auf dem Betriebsgelände soll zukünftig automatisiert erfolgen. Auch die Beladung und die Fahrt zum Parkplatz soll nicht mehr vom Fahrer des Fahrzeuges, sondern vom Operator automatisiert durchgeführt werden. Zwischen 30 oder 50 Fahrzeuge können von jeweils einem Operator von der Zentrale aus gesteuert werden.

Getestet werden die ersten automatisierten LKW mit einer Geschwindigkeit von maximal 15 bis 20 km/h auf dem Betriebsgelände von Logistikzentren. Diese bieten einen optimalen Testplatz für das autonome Fahren: Die Bereiche sind abgegrenzt, der Verkehr ist überschaubar, es ist keine Straßenzulassung für die Fahrzeuge notwendig und die betreffenden Mitarbeiter sind informiert und eingewiesen. Die autonomen Fahrzeuge können Tag und Nacht arbeiten, sollen weniger fehleranfällig als menschliche Fahrer sein, die Unfallzahlen und damit auch die Kosten senken.

Das System HelyO (Highly efficient online yard operating system) ist das Epizentrum der Frauenhofer-Entwicklung. Der Online-Leitstand kann über die üblichen Internet-Browser bedient werden. Der Operator kann über eine digitale Landkarte sehen, wo sich einzelne Fahrzeuge befinden. Er kann diese somit überwachen und deren Statusinfos (Akku-Füllstand, Beladezustand) prüfen. Auch Missionen und Arbeitsaufträge können durch Anklicken auf der Karte an einzelne Fahrzeuge versendet werden.

Die Live-Manöverplanung „TruckTrix“ berechnet den vollständigen Weg, den der Lkw entlangfahren soll. Berücksichtigt werden dabei sowohl die Geometrie des Fahrzeugs als auch feste Hindernisse und die Bahnen der anderen selbstfahrenden Fahrzeuge.

Bis zum Herbst 2019 sollen weitere, zukunftsweisende Technologien entwickelt werden. Dazu gehören u.a. eine genaue Ortung und Navigation, eine zuverlässige Kollisionsvermeidung sowie das selbsttätige Docken von vollautomatischen Fahrzeugen in abgegrenzten Automatisierungszonen, wie Minen, Betriebshöfen oder Häfen. Die ersten vollautomatisierte LKW-Fahrten soll ab 2019 erfolgen.

 

Quellen: idowa.de und traktuell.at