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Saubere Luft und weniger Lärm werden immer zukunftsweisender – auch für den Einsatz von elektrischen Kehrmaschinen, Hybrid-Müllwagen und E-Bussen. Dennoch bereitet der Umstieg auf eine klimafreundliche Mobilität den deutschen Kommunen weiterhin Kopfzerbrechen. Gründe hierfür liegen in teilweise fehlenden Alternativen zu Nutzfahrzeugen, einer verbesserungsfähigen Ladeinfrastruktur sowie vor allem in der Undurchschaubarkeit der Fördergelder.

Pilotprojekte zum Einsatz von E-Mobilität in Stadtverwaltungen sind bereits in Heidelberg, Ingolstadt, Salzgitter und Eberswalde gestartet. In Hamburg steht der erste Test eines Müllwagens mit E-Motor kurz bevor. Sollte das Pilotprojekt erfolgreich sein, möchte die Stadt Fördermittel beantragen, um ihren Fuhrpark nach und nach auf die E-Variante umzustellen.

Die Heidelberger Stadtreinigung kehrt jetzt elektrisch

Die Heidelberger Stadtreinigung hat ihren Kehrprozess modernisiert: Die vollelektrische Kehrmaschine des Schweizer Herstellers Aebi Schmidt sorgt zukünftig für ein emissionsfreies und geräuscharmes Kehren. Der Fahrantrieb und auch die Beseneinheit der E-Swingo 200+ werden von einem Motor angetrieben. Die Maschine ermöglicht eine Fahrgeschwindigkeit von bis zu 50 Stundenkilometern. Sie besitzt einen Akku mit einer Kapazität von über 60 kWh. Damit ist die Kehrmaschine bis zu 10 Stunden einsatzfähig.

Als zusätzlicher Mehrwert können laut dem Hersteller bis zu 85 Prozent der Energiekosten und 70 Prozent der Wartungskosten eingespart werden. Servicedienstleistungen wie Batterie-Service und Diagnosen sowie die kostenlose Rücknahme und Recycling bietet der Hersteller Aebi Schmidt für die Maschinen mit an. Seit 2005 setzt die Stadtreinigung Heidelberg sechs Exemplare der dieselbetriebenen Swingo 200+ Kompaktkehrmaschine mit zwei Kubikmeter Kehrgutbehältern ein. Im Rahmen des Leasing-Vertrags werden diese in den nächsten 48 Monaten gegen die elektrisch betriebene E-Swingo 200+ ersetzt.

Der Wandel vom Dieselbetrieb zum E-Fahrzeug wurde zuvor bereits in Bayern vollzogen. Die Stadtreinigung Ingolstadt setzt seit Ende letzten Jahres eine voll elektrische Kompaktkehrmaschine ein und hofft damit, eine Vorreiterrolle beim Umstieg auf zukunftsweisende Technologien in der Stadtreinigung einzunehmen. Dazu gehören unter anderem auch alternative Antriebe und Kraftstoffe, durch welche die Umwelt geschont werden soll. Die Stadtreinigungen in Heidelberg und Ingolstadt sind derzeit noch Pioniere im Bereich der umweltfreundlichen Mobilität. Viele Kommunen sehen sich konfrontiert mit dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 27.02.2018. Demzufolge können Städte und Kommunen Fahrverbote für Dieselfahrzeuge verhängen.

Die Fördermöglichkeiten sind vielfältig aber undurchsichtig

Der Umstieg auf die klimafreundliche Mobilität bereitet den deutschen Kommunen weiterhin Kopfzerbrechen. Teilweise fehlende Alternativen zu Nutzfahrzeugen, eine verbesserungsfähige Ladeinfrastruktur sowie sowie die Unübersichtlichkeit von Fördermitteln sind hierfür verantwortlich.

Die Fördergelder sind über verschiedene Förderrichtlinien und Ministerien sowie auf diversen politischen Ebenen verteilt. Bundesprojekte, wie der „Masterplan 100% Klimaschutz“ fördern Vorreiterkommunen. Jedoch gibt auch Möglichkeiten über den Mobilitätsfonds, der teilweise über Förderrichtlinien des Bundesverkehrsministeriums und teilweise über das Bundesumweltministerium in Anspruch genommen werden kann. Je nach Bundesland besteht zudem die Möglichkeit, Förderprogramme der Landesregierung zu nutzen. Bei der Menge an Fördermöglichkeiten sind die Kriterien und Fristen jedoch für Kommunen und Unternehmen oft unüberschaubar.

Pilotprojekt für den E-Müllwagen steht kurz bevor

Mit dem Einsatz von emissionsarmen E-Nutzfahrzeugen machen die meisten Kommunen daher nur wenige Erfahrungen. Eine Ausnahme bilden die Kommunen in Salzgitter, Eberswalde oder auf Sylt, wo Elektrobusse bereits erfolgreich eingesetzt werden. Die Kommune Lübeck hingegen wagte sich an den Einsatz der E-Kehrmaschine. Wenig bis gar keine Erfahrung hingegen gibt es in den deutschen Kommunen im Bereich der Abfallentsorgung. Hier fahren zwar vereinzelt Hybrid-Müllwagen, doch der große technische Wandel ist bislang ausgeblieben. So wurde beispielsweise in Krefeld der Fuhrpark von drei Hybridmüllwagen bereits wieder auf einen reduziert.

Dennoch steht der erste Test eines Müllwagens mit E-Motor kurz bevor: Im Hamburg laufen derzeit die Vorbereitungen, gegen Ende des Jahres in einem Pilotprojekt den E-Müllwagen zu testen. „Gegenwärtig emittiert jeder unserer 300 herkömmlichen Müllwagen rund 31.000 Kilogramm Kohlendioxid pro Jahr. Ein elektrisch angetriebenes Abfallentsorgungsfahrzeug mit Batterie, das eine komplette 8- oder 10-Stunden-Schicht durchhält, ist ein technologischer Durchbruch“, berichtet Rüdiger Siechau, der Geschäftsführer der Stadtreinigung Hamburg.  „Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Stadtreinigung Hamburg klimaneutralen Strom erzeugt, der zum Laden der Batterien verwendet werden kann.“ Sollte der mehrmonatige Test positiv ausfallen, möchte die Stadt Fördermittel beantragen, um ihren Fuhrpark nach und nach auf die E-Variante umzustellen. Damit ginge sie einen kleinen Schritt in Richtung eines elektrifizierten kommunalen Fuhrparks.

Quellen: kommunal.de, donaukurier.de und zfk.de